Wie habe ich Weihnachten verbracht?

Zuerst schrieb ich ein Gedicht für Doro:
Sonnenstrahlen durchdringen die Kälte.
Das Eis taut.
Es wird warm im Herzen des einsamen Yogi.
Dafür genügte ein Wort der Zuneigung.
Jetzt ruht er glücklich in seiner Wunschlosigkeit.


Dann sah ich nach, was meine Freunde im Internetforum zu Weihnachten sagten. Doro meinte: "Ein Gefühl der Geborgenheit und des Angenommenwerdens. Auch das ist Weihnachten." Isis verstieg sogar zu der Erklärung: "Oh du wunderbarer Yogi." Damit war der Tag gerettet. Ich antwortete: "Oh du wunderbare Isis. Danke, dass du mich so sehen kannst." Isis: "Mögest du in deinem Leben die Liebe erfahren und von ihr erleuchtet werden." Nils: "Das wäre schön." Isis: "Eine erfüllte Beziehung beginnt immer bei sich selbst. Wenn du erfüllt bist, erst dann vermagst du auch dem Anderen Fülle zu schenken." Nils: "Ich arbeite daran." Der Weg ist weit für einen kleinen armseligen Yogi.

Daraufhin klopfte es an der Tür. Mein Musikerfreund aus Berlin trat ein. Er war zu Besuch bei seiner verwitweten Mutter, die einige Straßen von mir entfernt wohnt. Ich kenne ihn schon viele Jahre. Eines Tages begegnete er mir bei einem Spaziergang im Wald. Er liebt auch das Verweilen in der freien Natur. Wir kamen ins Gespräch und stellten fest, dass ich seine Mutter kannte. Seit der Zeit besucht er mich etwa alle drei Monate, wenn er in Hamburg bei seiner Mutter ist.

Ich zeigte ihm stolz meinen Glücks-Blog im Internet und begleitete ihn dann zurück durch den Wald zu seiner Mutter. Dort feierten wir alle drei spontan gemeinsam Weihnachten. Seine Mutter ist eine evangelische Christin und Kirchenmusikerin. Wir diskutierten über den Satz: "Wer glaubt, wird gerettet." Und entdeckten dabei ihre erschreckende Ungläubigkeit. Je länger sie in der evangelischen Kirche war, desto ungläubiger wurde sie. Die moderne Theologie hat sie weitgehend vom Glauben abgebracht. Die vielen Machtkämpfe in der Kirche haben sie an der Liebe zweifeln lassen. Wie überzeugt man eine zweifelnde evangelische Christin von Gott? Das ist gar nicht so einfach.

Um mich wieder aufzubauen, sah ich mir dann abends im Fernsehen die katholische Christmesse in Rom an. Pabst Benedikt erklärte die Weihnachtsgeschichte. Das war für eine undogmatischen Yogi keine leichte Kost. Politisch habe ich eine weitgehend andere Meinung als er, gerade was die Befreiungstheologie anbelangt. Er hat die Theologie der Befreiung in seiner Zeit Vorsitzender der Glaubenskommission bekämpft, wo er sie hätte fördern müssen. Er hat sämtliche fortschrittlichen Entwicklungen in der katholische Kirche abgeblockt, wo er die revolutionären Ideen des zweiten vatikanischen Konzils (1963-65) hätte weiterführen müssen.

Was Erleuchtung bedeutet, hat er abgrundtief mißverstanden. Die Bibel kam für ihn vom Himmel herabgeflogen (Gott hat sie den Propheten diktiert). Aber ich bewundere seine Demut. Er hat innerlich wenig Kraft und sich doch bereit erklärt das Pabstamt zu übernehmen, als er dazu aufgefordert wurde. Voller Mitgefühl betrachte ich ihn, als er kraftlos die endlosen Zeremonien zelebrierte. Die Rituale wurden mir irgendwann langweilig. Ich opferte mich in die Langeweile, meine Energie wandte sich nach innen und ich brach ins innere Glück durch.

Plötzlich konnte ich den Pabst so annehmen, wie er ist. Ich erkannte in allen Christen meine spirituellen Brüder und Schwestern. Die großen Religionen auf der Welt haben unterschiedliche Schwerpunkte. Sie verkörpern verschiedene spirituelle Energien, die ich alle irgendwie brauche. Alle können mir auf meinem Weg der Heiligkeit (Erleuchtung) weiterhelfen. Von den katholischen Christen übernehme ich die Demut und von den evangelischen Christen das konsequente Zweifeln an sich selbst. Ohne beides zu übertreiben. Alles hat seine Zeit und sein Maß. Auch zu Weihnachten.

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